Bleckmann, Berndt

Persönlich ..

Im Herbst 1944 in Wien geboren, verlebte ich eine wunderbare Kindheit im Naturparadies St. Gilgen am Wolfgangsee. Die bescheidene Volksschule wurde von großartigen Pädagogen geführt. Ohne dass ich in einen Apfel gebissen hatte, wurde ich mit zehn Jahren aus dem Paradies vertrieben und landete, als Protestant, im Knabenkonvikt der Benediktinermönche von St. Peter in Salzburg. Dies, um acht Jahre im Humanistischen Gymnasium einzusitzen. Die Begeisterung der Lehrer für den zunehmend renitenten Schüler hielt sich in Grenzen. Noch im Deutschabitur fiel ich unangenehm auf (Aufsatzthema: Kolonialismus), weil ich für Fidel Castro Partei ergriff und bezweifelte, dass die Kolonialherren für die Wilden ein Segen gewesen waren. Danach kehrte ich der verlogenen Stadt den Rücken, die davon lebte, ein musikalisches Genie zu vermarkten, dem sie einst das Leben daselbst unerträglich gemacht hatte.

München stand 1962 erst an der Schwelle zur Moderne. Die Tramway quietschte über den Marienplatz. In den älteren Quartieren lebten noch alteingesessene Münchner, die Hochdeutsch als Zweitsprache beherrschten. Und sie waren kantig, offen und gradaus. Da mir, knapp achtzehnjährig, jegliches Verständnis für die Notwendigkeit von Gesetzen abging, war ich in der juristischen Fakultät, um deren Besuch mich mein Vater gebeten hatte, fehl am Platze. Dennoch sollte dereinst ein Berufsabschluss die Studienjahre krönen, also entschied ich mich für Psychologie. Das ließ sich auch ein paar Semester ganz gut an, bis mich Zweifel am Wert des Lehrstoffes packten. Deshalb gab ich mit zwei Studienkollegen und einem kleinen Team von Korrespondenten eine kritisch gemeinte Zeitschrift heraus: „TAKETE, Forum der jungen Psychologie“. Sieben Nummern erschienen, die an 17 deutschsprachigen Universitäten vertrieben wurden. Dann war Diplom-Prüfung. Ich referierte über Herbert Marcuse „Triebstruktur und Gesellschaft“. Der Professor, der aus der Wirtschaft kam, hatte das Buch nicht gelesen und bemerkte, als ich geendet hatte, er wisse schon, wer von Moskau und Peking bezahlt würde.

Nach der Ermordung von Benno Ohnesorg (2.6.1967) hatte sich das Klima an der Uni verändert. Als auch noch ein Attentat auf Dutschke verübt wurde, war es an der Zeit, die Welt zu verändern. Als erster Schritt der Umgestaltung sollte die Auslieferung der BILD-Zeitung verhindert werden. Tatsächlich war an dem besagten Tag die Schellingstraße dermaßen von Studentenmassen geflutet, dass die Bereitschaftspolizei weder vor noch zurück konnte.

Schöne Berufsjahre in der Erwachsenenbildung folgten, beim Stadtjugendamt München zum Beispiel: Toller Chef und nette Kollegen, besonders die Kolleginnen. Eine davon habe ich geheiratet. Bei ihr zuhause sagte man zu einem Glas Konfitüre „Mamaladamala“. (Leider verstarb sie viel zu früh.) In jenen Jahren gab es viel zu verhindern. Erst die Mittelstreckenraketen, dann die Atommeiler. Und es galt Widerstand aufzubauen. Das war viel Arbeit. Bisweilen fanden enorm wichtige Konferenzen auf höchster Ebene in Bonn statt. Schily war noch bei den Grünen, Petra Kelly und Großmutter waren auch da und Bastian natürlich. Jutta hatte einen jungen Typ mitgebracht, der ab und zu was sagte, damit man ihn wahrnahm. Joschka nannten sie ihn.

Als mein Überblick groß genug war, zog ich mich aus der Weltpolitik zurück, ging nach Österreich zurück und initiierte eine „Bürgerliste“. Für die saß ich als Fraktionsobmann 24 Jahre lang im Kommunalparlament einer kleinen oberösterreichischen Landgemeinde und kümmerte mich hinfort um die Ausbesserung der Schlaglöcher in den Gemeindestraßen. In den letzten Jahren meines öffentlichen Wirkens initiierte ich mit umliegenden Bürgermeistern einen Wasserverband, um zu verhindern, dass die Verfügungsgewalt über eines der größten österreichischen Grundwasservorkommen in private Hände gerät. Vergeblich. (Was Strache in Ibiza selbstmörderisch plante, ist doch schon längst verkappte Wirklichkeit.)

Zu erwähnen wäre noch, dass ich, als alter Heide, auch kirchlich getraut bin, nach russisch-orthodoxem Ritus. Das war der Wunsch meiner wundervollen (zweiten) Frau. Das Thema, meines im Verlag Kern erschienenen Buches „Guru statt Jesus“ habe ich mir nicht ausgesucht, sondern es hat mich heimgesucht. Es hat sich meiner bemächtigt, bis ich es mir von der Seele schrieb.

Sein Buch:

Radha Soami Satsang Beas – Endstation ekstatischer Gottsuche

Eine Nonne aus einem Benediktinerkloster wendet sich dem Leben in einem hinduistischen Ashram zu und landet in den Fängen einer Sekte. Der Autor beleuchtet ihren Weg aus psychologischer Sicht und wirft viele Fragen auf.

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Verlag: Verlag Kern GmbH
Autor: Bleckmann, Berndt

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Profil Stand: Dezember 2020
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